Sagt doch einfach "soziale Demokratie"

Veröffentlicht am 05.07.2007 in Politik

Gastkommentar von Matthias Platzeck in der FAZ vom 24.06.07

Der Zusammenschluss von PDS und WASG verändert das deutsche Parteiensystem – jedenfalls vorläufig. In dieser neuen Lage sollten Sozialdemokraten mit großem Selbstbewusstsein agieren. Viel kommt für die SPD jetzt darauf an, dass sie sich nicht auf das lafontainesche Muster krakeelender Konfrontation einlässt.

Schon die lauthals verkündeten Absichten der Lafontainelinken zeigen, wohin deren Reise geht. Da ist die Rede vom völlig "anderen System" als Ziel und vom "politischen Generalstreik" als Mittel. Gefordert wird die Verstaatlichung ganzer Wirtschaftszweige. Lafontaines Partei hat sich nicht weniger vorgenommen als den Aufbau eines "Sozialismus des 21. Jahrhunderts". Ihr leuchtendes Vorbild ist das Regime des venezolanischen Populisten Hugo Chávez. Der ließ in seinem Land gerade erst den letzten oppositionellen Fernsehsender abschalten.

Die Partei, die solchen Vorbildern folgt, hat sich den Namen "Die Linke" gegeben. Wer sich so bezeichnet, beansprucht die exklusive Deutungshoheit darüber, was als "links" zu verstehen sei. "Links" soll künftig das sein, was Oskar Lafontaine gerade für links erklärt. Inhaltlich haben wir es hier mit einem verqueren und geschichtsblinden Begriff linker Politik zu tun. Vorbildlich "links" wären anderenfalls ab sofort revolutionäre Systemwechsel, massive Verstaatlichungen und südamerikanische Potentaten.

Das alles ist absurd. Das haltlose Gerede vom "Systemwechsel" hilft keinem einzigen Menschen in seinem konkreten Alltag auch nur ein Stück weiter. Wo sich Politik im Namen vermeintlich "linker" Ideale derartig diskreditiert, kann die Akzeptanz für jede aufgeklärte Fortschrittspolitik, die an historisch linke Ideen anknüpft, gleich mit beschädigt werden.

Deshalb müssen Sozialdemokraten gerade jetzt besonders offensiv für eine Politik eintreten, die sich an handfesten Lebens- und Aufstiegschancen für alle orientiert. Diese progressive Version linker Politik brauchen wir heute in Deutschland unbedingt – eine zwischen DDR und Venezuela irrlichternder Lafontainepartei leistet dazu keinerlei Beitrag.

Die SPD beginge einen schweren Fehler, würde sie sich auf einen Wettkampf in Lafontaines Lieblingsdisziplinen Demagogie und Ressentiment einlassen. Das positive Zukunftsprojekt der Sozialdemokratie muss stattdessen der Vorsorgende Sozialstaat sein. Dass sich zeitgemäße soziale Investitionen in Menschen und Infrastruktur auszahlen, wissen wir längst. Die effizientesten, wohlhabendsten und gerechtesten Länder der Welt finden wir heute nicht in Südamerika, sondern in Skandinavien. Von diesen modernen Gesellschaften können wir lernen, von autoritären lateinamerikanischen Ölregimes nicht.

Noch etwas ist neu: Mit der Gründung der Lafontainelinken hat die PDS aufgehört zu existieren. Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass die Postkommunisten im Osten Erfolg hatten, weil sie besonders "links" oder "sozialistisch" gewesen wären. Vielmehr wurde die PDS im Alltag als Partei der pragmatischen Kümmerer erlebt. Man musste die Ex-SED nicht mögen – eine eingewurzelte "Heimatpartei" des Ostens war sie durchaus. Mit der Majorisierung der PDS-Genossen durch hartgesottene westdeutsche Funktionäre ist das vorbei. Für die SPD ergeben sich daraus in Ostdeutschland ganz neue Chancen.

Klar ist: Eine Koalition der SPD mit den Lafontainelinken ist angesichts Ihrer illusionistischen Politik undenkbar. In den ostdeutschen Ländern hatte sich die PDS zu einer realistischen politischen Kraft entwickelt. Die nächste Zeit wird zeigen, ob sie auch hier dem Lafontainekurs folgt.
Was für die Menschen in Deutschland aber wirklich zählt, sind konkrete Ergebnisse, wirkliche Lebens- und Aufstiegschancen für alle. Das ist die große "linke" Aufgabe im 21. Jahrhundert. Welchen Namen das historische Projekt der SPD in Zukunft tragen soll? "Sagt doch einfach ‚soziale Demokratie’", empfahl einst Willy Brandt. Ich finde, das bleibt ein richtig guter Rat.

 

Homepage SPD Rhein-Neckar

Willkommen!

Der Vorstand der SPD Weinheim sieht sich in der Verantwortung, die Politik der Bundes- und Landespartei bis in die Basis hinunter zu vermitteln. Wir wollen die Themen, die uns mittelbar und unmittelbar angehen, gemeinsam mit den Genossinnen und Genossen, aber auch mit Bürgerinnen und Bürgern diskutieren und Vorschläge und Ideen an die nächst höheren Ebenen transportieren. Gemäß dem Zitat von Willy Brandt: MEHR DEMOKRATIE WAGEN wollen wir neue Wege begehen, damit die Demokratie immer im Vordergrund steht.

Innerhalb unseres Vorstandes haben wir Menschen, die jeder für sich Spezialisten auf den verschiedensten Feldern der Politik sind. Wir alle wollen die Themenbereiche bearbeiten, die allen unter den Nägeln brennen, damit die SPD auf Landes- und Bundesebene immer informiert wird, wie die Basis vor Ort denkt.

Rentenerhöhungen, Gesundheitsreform, Integrations-, Bildungs- und Energiepolitik genauso wie Kommunale Themen sind unsere Plattform um mit allen sozialdemokratisch denkenden Menschen ins Gespräch zu kommen. Solltest Du, sollten Sie dazu beitragen wollen, diese Gesellschaft mit uns verbessern zu wollen, so besuchen Sie unsere nächste Veranstaltung und diskutieren mit uns.

Nur im stetigen Dialog können wir verantwortungsvolle Arbeit leisten – HILF – helfen Sie mit!!

Stella Kirgiane-Efremidis

Facebook SPD Weinheim

Folgen Sie uns in facebook...

Aktuelle Termine

Aktuelle Termine

07.05.2024, 18:30 Uhr
Volksantrag „Ländle leben lassen – Flächenfraß stoppen“, online

08.05.2024, 19:00 Uhr
"Kurz & bündig: Kommunikation in kontroversen und emotional aufgeladenen Gesprächen", online

13.05.2024, 19:00 Uhr
Mehr als Haltung: Hetzer:innen und Populist:innen erfolgreich die Stirn bieten, digital

15.05.2024, 19:00 Uhr
"Kurz & bündig: Kommunikation in kontroversen und emotional aufgeladenen Gesprächen", online

17.05.2024, 12:00 Uhr
"Social Media Tipps und Tricks" mit Lucia Schanbacher und Ines Schmidt, online

Alle Termine

News

06.05.2024 16:57 Medienkommission der SPD – Verstöße gegen den Digital Services Act zeitnah und effektiv ahnden
Im Februar 2024 ist der europäische Digital Services Act vollständig in Kraft getreten. Die Medienkommission des SPD-Parteivorstandes setzt sich für eine wirksame Umsetzung ein. Heike Raab und Carsten Brosda erklären nach ihrer Sitzung am 06. Mai 2024 dazu: „Mit dem europäischen Digital Services Act (DSA) sollen Sicherheit und Transparenz im digitale Raum verbessert werden.  Dazu… Medienkommission der SPD – Verstöße gegen den Digital Services Act zeitnah und effektiv ahnden weiterlesen

04.05.2024 21:14 Helge Lindh zum Tag der Pressefreiheit
Pressefreiheit unter Druck Die Pressefreiheit ist ein wichtiger Baustein unserer Demokratie. Der internationale Tag der Pressefreiheit macht auf die aktuellen Missstände und Bedrohung auf unabhängigem Journalismus weltweit aufmerksam. Auch hierzulande müssen wir Pressevertreter:innen wirksam schützen, sagt Helge Lindh. „Die freie Berichterstattung ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie und ein unveräußerliches Grundrecht – nicht nur am Tag… Helge Lindh zum Tag der Pressefreiheit weiterlesen

25.04.2024 07:25 Präsentation der Europawahl-Kampagne mit Katarina Barley und Kevin Kühnert
Die Spitzenkandidatin Katarina Barley stellt gemeinsam mit Generalsekretär Kevin Kühnert die Europawahl-Kampagne der SPD vor. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten stehen die Plakatmotive im Fokus der Kampagnenpräsentation. Die Präsentation findet statt am Donnerstag, den 25. April 2024 ab 14:30 Uhr Sei Live dabei: https://www.youtube.com/watch?v=RKixH1Am-GA

Ein Service von websozis.info